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09. November – Kein Vergeben, kein Vergessen!

Am 09. November 2021 jährt sich die Pogromnacht von 1938 zum 83. Mal. In ganz Deutschland wurden an diesem Tag Synagogen niedergebrannt, jüdische Geschäfte geplündert und zahllose Menschen angegriffen, verletzt, verschleppt, erniedrigt und ermordet. Der 09. November 1938 bildete den ersten Höhepunkt des ungeheuerlichsten Zivilisationsbruchs der Menschheitsgeschichte – der Shoa. In den folgenden Jahren bis zum Ende der NS-Herrschaft kamen etwa 6 Millionen Menschen jüdischen Glaubens durch die Nazis zu Tode.

Auch in Greiz endeten Jahrhunderte jüdischer Geschichte an diesem Tag mit Ausschreitungen, Plünderungen und Vertreibung. 1939 wurde die Anzahl jüdischer Einwohner in Greiz offiziell mit 0 angegeben. Wer sich über jüdisches Leben vor Ort informieren möchte, dem sei die Seite jewish-places.de empfohlen. Die staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung hat im Jahr 2021 etliche Einträge hinzugefügt.

Wir haben den 09. November genutzt, um die vier in Greiz verlegten Stolpersteine zu säubern und mit weißen Rosen, einem wichtigen Symbol des Widerstands gegen den Nationalsozialismus, an die Opfer zu erinnern.

Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ (Primo Levi)

Auch heute, im Jahr 2021, bleibt die Erinnerung wichtig. Die Zahl antisemitischer Taten hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Für das Jahr 2020 wurden bislang insgesamt 2.428 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund gemeldet, darunter 57 Gewalttaten. Und dies sind nur die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer mit Delikten, deren Motiv nicht erkannt oder die gar nicht erst zur Anzeige gebracht wurden, dürfte viel höher sein.

Doch wie ist dieser Anstieg zu erklären? Wie kommt es zu dieser Renaissance antisemitischen Denkens? Neben ganz klassischen Neonazis, die auch in Greiz „Fuck Israel“ Aufkleber verkleben, sind es vor allem sogenannte Querdenker, die antisemitische Stereotype bedienen. Die Erzählungen von verschwiegenen, mächtigen Eliten, die heimlich die Geschicke der Welt lenken würden und uns Corona beschert hätten, sind mittlerweile anschlussfähig an weite Teile der Gesellschaft. Im Umfeld von Homöopathie und Esoterik findet sich „wissenschaftsskeptisches“ Denken, dass diese Szene besonders anschlussfähig für Verschwörungsideologen aller Coleur macht. Die propagierte jüdische Weltverschwörung, deren Wurzeln bis zu den unzähligen Pogromen im mittelalterlichen Europa reichen, ist zentraler Bestandteil faschistischer Ideologie. So verwundert es auch kaum, dass bei den Corona-Spaziergängen in Zeulenroda-Triebes eine krude Melange aus Rechtsradikalen, AfD-Anhängern, Eso-Hippies und vermeintlichen Normalbürgern den Aussagen von Antisemiten wie Frank Haußner oder Christian Bärthel applaudiert. So stecke, laut Haußner, hinter den Infektionsschutzmaßnahmen nicht das Coronavirus, sondern „satanische Eliten-Cliquen“, die die Einführung einer neuen Weltordnung vorbereiten würden. Politiker seien nur „Marionetten dunkler Mächte“, die im Hintergrund die Strippen ziehen. Mit diesen klar antisemitisch konnotierten Bildern wird der vermeintliche Feind markiert und somit der Boden bereitet für Hetze, Hass und letztlich auch Gewalt. Der Anschlag in Halle am 9. Oktober 2019 war der Versuch eines Massenmordes an Juden an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag und wurde mit den gleichen antisemitischen Verschwörungsideen begründet.

Daraus kann nur folgen, dass es heute wichtiger ist als jemals zuvor seit dem Ende des zweiten Weltkrieges, sich den Verbrechen der historischen Faschisten zu erinnern und die Erinnerung als Mahnung zu begreifen. Wir alle müssen Verantwortung übernehmen und den heutigen Antisemiten, Nationalisten, Faschisten, Rassisten, und Verschwörungsideologen deutlich widersprechen und ihnen entgegentreten, wo immer sie sich zeigen.

Kein Vergeben! Kein Vergessen! Gegen jeden Antisemitismus!

9.11.

«Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.»
-Primo Levi-

Im Zusammenschluss mit Plauener AntifaschistInnen, gedenken wir gemeinsam den Opfern des Faschismus.

Kundgebung: Antifaschismus muss gemeinnützig bleiben! Berlin | MITTWOCH, 21. OKTOBER 2020 um 18:00

 

Kundgebung: Antifaschismus muss gemeinnützig bleiben!
Berlin | MITTWOCH, 21. OKTOBER 2020 um 18:00
Vor dem Berliner Abgeordnetenhaus – Niederkirchnerstraße 5, 10117 BerlinIm November 2019 wurde der VVN-BdA die Gemeinnützigkeit entzogen.
Diese Entscheidung muss zurückgenommen werden – kommt zur Kundgebung vor dem Berliner Abgeordnetenhaus und zeigt euch solidarisch!

„Das Haus brennt und sie sperren die Feuerwehr aus!“ (Esther Bejarano)

Antifaschismus muss gemeinnützig bleiben!

Vor fast schon einem Jahr entzog die Berliner Finanzverwaltung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund des Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), unter Berufung auf den Bericht des Inlandsgeheimdienstes in Bayern, die Gemeinnützigkeit und setzte damit ein verhängnisvolles politisches Signal.

Antifaschismus ist die historische Grundlage der Demokratie in Deutschland

Viele Menschen im In- und Ausland sind über die Entscheidung empört und verstehen sie als Versuch, Antifaschismus an den Rand der Gesellschaft zu drängen. Soll die „Gunst der Stunde“ genutzt werden, dass es 75 Jahre nach der Befreiung nur noch wenige Zeitzeug:innen der NS-Verbrechen gibt, auf die man Rücksicht nehmen muss?
Antifaschismus ist die historische Grundlage der Demokratie in Deutschland, das Grundgesetz entstand als Gegenentwurf zum faschistischen Staatsverständnis. Dafür steht die von Überlebenden der Konzentrationslager und Gefängnisse 1947 gegründete VVN-BdA.
Die Bedrohung von Rechts wächst Seit dem Mord an Walter Lübcke und den Attentaten von Halle und Hanau muss selbst Horst Seehofer öffentlich äußern, dass die Bedrohung von Rechts die größte Herausforderung für die Sicherheit von Menschen in diesem Land ist. Zugleich werden seit Sommer 2019 immer neue, teils militante, rechte Netzwerke in staatlichen Sicher heits-Organen aufgedeckt: von „Nordkreuz“ über Schießübungen der Polizei in Güstrow und dort gefundener Bundeswehr- und Polizeimunition, „NSU 2.0“-Drohmails aus Polizeicomputern bis zu KSK-Skandalen und Rassist:innen- Chats in Polizeirevieren. Trotz alledem sehen die politisch Verantwortlichen kein strukturelles Problem, das durch eine entsprechende Studie untersucht werden müsste.

Die allgegenwärtige rassistische Hetze, die den „Soundtrack“ zu diesen Zuständen liefert, kommt von einer Partei, die auch von offenkundigen Faschist:innen in allen deutschen Parlamenten vertreten wird Antifaschismus ist das Gebot der Stunde
Das haben die vielen neuen Mitglieder verstanden, die seit diesem Angriff zur VVN-BdA gestoßen sind. Unzählige Solidaritätserklärungen sind uns von Organisationen, Initiativen und Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen zugegangen und veröffentlicht worden.
Nach einem Jahr heftiger politischer und juristischer Auseinandersetzung müssen die Rot-Rot-Grüne Regierungskoalition in Berlin und das Bundesfinanzministerium, das die Durchführungsverordnung für die Abgabenordnung erlässt, endlich klarstellen, dass Antifaschismus in Deutschland auch weiterhin gemeinnützig ist!

Wir fordern:
• die Anerkennung der Gemeinnützigkeit für die VVN-BdA!
• das Ende der geheimdienstlichen Arbeit gegen die VVN-BdA in
Bayern und anderswo!
• die Abschaffung des Artikels 51, Absatz 3, Satz der Abgabenordnung!
• ein modernes Gemeinnützigkeitsrecht, das die tatsächlichen großen
gesellschaftlichen Strömungen für Demokratie, Klimaschutz und weitere
wichtige Themen anerkennt und fördert!
• Gemeinnützigkeit für Attac, Campact, das Ludwigsburger DemoZ
und allen anderen bedrohten fortschrittlichen Organisationen!
• praktische Unterstützung für alle zivilgesellschaftlichen Gruppen
und Organisationen, die die Grundwerte des Grundgesetzes gegen
rassistische, antisemitische, nationalistische und neofaschistische
Angriffe verteidigen!

Deshalb kommt am 21.10. um 18 Uhr mit uns vor das
Abgeordnetenhaus, um klarzustellen: Antifaschismus ist
und bleibt gemeinnützig!

Vor dem Berliner Abgeordnetenhaus – Niederkirchnerstraße 5, 10117 Berlin

Kontakt:
Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen
und Antifaschisten – Berliner VVN-BdA e.V.
Magdalenenstr. 19, 10365 Berlin
www.berlin.vvn-bda.de
bundesbuero@vvn-bda.de
Telefon (+49) 030-55579083-2
Telefax (+49) 030-55579083-9

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten VVN-BdA

Spendenaktion

https://www.facebook.com/148130938686693/posts/1748312652001839/

Ein GROSSES Danke geht an alle Spender*innen raus, dass wir diesen Betrag überweisen konnten. Es ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber wir als Verein haben beschlossen nicht tatenlos zuzuschauen was in diesem Europa geschieht! Weiterhin gehen solidarische Grüße raus an die Menschen in Belarus. Die tagtäglich ihre Freiheit aufs Spiel setzen. Infomiert euch! Vernetzt euch! ✊

und noch viele andere!

Die Scheiße nimmt kein Ende!

Keine Schießerei, keine Shisha-Morde, ein rassistisches Hassverbrechen. Ein rechter Terroranschlag. Nennt es beim Namen. Nicht ausländer- oder fremdenfeindlich – rassistisch. Die Opfer hießen Ferhat, Hamza oder Said (u.a) und sind nicht zufällig  getroffen, sondern aus rassistischen Motiven zum Opfer geworden. Derartige Verbrechen sind Botschaftstaten, sie töten einige, treffen aber die gesamte Community.

Spätestens jetzt ist die Zeit, sich zu positionieren. Hört den Betroffenen zu, lest, was antifaschistische Recherche seit Jahren zu Tage fördert. Grenzt Nazis, Afd und Sympathisanten konsequent aus und gebt ihnen nicht noch die Möglichkeit, ihre Ansichten zu verbreiten. Widersprecht menschenverachtenden Aussagen. Die sog. Afd trägt eine Mitschuld an der erneuten Eskalation der Gewalt. Die jahrelange tägliche Desinformation, das streuen von verbalem Hass und rassistischen Vorurteilen wird vermehrt in Taten umgesetzt. Wichtig ist, dass jetzt nicht nur wieder Worthülsen ausgetauscht werden. Auch die sog. Mitte muss sich  bewegen. Wer schweigt stimmt zu, wer der Afd die Hand reicht (Stichwort: Wahl des MP in Thüringen) sowieso. Zeigt den Betroffenen, dass sie Teil dieser Gesellschaft sind und nehmt sie ernst. Es müssen jetzt endlich Konsequenzen gezogen werden, aus NSU, NSU 2.0, rechten Netzwerken in Polizei und Militär, Halle, Hanau, Kassel usw.

Unsere Solidarität und Anteilnahme gilt den Familien und Freunden der Getöteten und Verletzten.

Bild: Twitter/DIE LINKE Thüringen

Aufruf: 8. Mai – Tag der Befreiung – 15:30 Markt Greiz


08. Mai – Tag der Befreiung – Wer nicht feiert, hat verloren!
Am 08. Mai jährt sich die Befreiung vom Faschismus zum 74. Mal. Dank der Alliierten kapitulierte die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 und dieses Datum markiert damit das Ende des Nationalsozialismus, das Ende des Krieges in Europa und das Ende des grausamsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte – der Shoa. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Menschen, welche nicht in die nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“ passten, millionenfach deportiert und ermordet- ob aufgrund jüdischen Glaubens, anders auszusehen, an etwas anderes zu glauben oder körperlich beeinträchtigt zu sein.
Wir empfinden es als Provokation, dass ausgerechnet am 08. Mai die nationalchauvinistischen, rassistischen und geschichtsrevisionistischen Ansichten der AfD auf dem Markt in Greiz verbreitet werden sollen. Die Forderungen des Bernd Höcke und seiner Fans sind nicht zu tolerieren. Wer gegen Minderheiten hetzt, erinnerungspolititische 180-Grad-Wendungen fordert, auf die Wehrmacht stolz sein will, völkischen Nationalismus propagiert,mit Rassismus und Fake-News die Spaltung der Gesellschaft voran treibt und öffentlich von der Beseitigung politischer Gegner schwadroniert, braucht dringend laut wahrnehmbaren Widerspruch.
Der AfD die Bühne zu nehmen, ist notwendig.
Vergangene Versuche, autoritäre, völkische Bewegungen im Dialog zu „entlarven“, haben nur dazu geführt, dass sie eine Legitimation als demokratische Dialogpartner erhalten haben – was sie gestärkt hat. Beispiele dafür finden sich bei der Österreichischen FPÖ und dem Wahlerfolg von Donald Trump. Es muss klar sein, dass das Bekämpfen sozialer Verwerfungen, unter denen viele Menschen leiden, nicht bedeuten kann, rassistische und nationalistische Hetze zu akzeptieren.
Wir stehen für eine offene Gesellschaft, für konsequenten Antifaschismus, für Feminismus, für ein Gutes Leben für alle und finden: Nationalismus ist keine Alternative!
Wir feiern den Tag der Befreiung und sagen ganz klar – Wer nicht feiert, hat verloren!
08. Mai 2019 | 15:30 | Markt | Greiz

16. März – “Die Wartburgstadt ins Wanken bringen!” Bundesweite Antifa-Demonstration in Eisenach


Wir teilen hier den Aufruf zur bundesweiten antifaschistischen Demonstration in Eisenach am 16.03.2019
#eisenach1603
Rechte Mobilisierung und rassistische Vorfälle, wie sie zuletzt in Chemnitz zu beobachten waren, ziehen immer wieder die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. In der Berichterstattung erscheinen diese als besondere Einzelfälle, die alltägliche bundesdeutsche Realität gerät oftmals aus dem Blick: Über rassistisch motivierte Angriffe sowie Überfälle auf politisch Andersdenkende legt sich der bürgerliche Konsens des Schweigens und Verharmlosens. Dies ist Alltag in vielen Orten. Irgendwo in Deutschland ist es immer unerträglich. Auch in Thüringen.
Thüringen kann nicht nur einige rechte Hotspots wie Kahla, Ballstädt und Hildburghausen aufweisen. Thüringens kommerziell erfolgreiche Rechtsrockindustrie versammelt regelmäßig mehrere tausend Besucher*innen in Orten wie Themar. In Thüringen entstand mit THÜGIDA der erfolgreichste PEGIDA-Ableger in Deutschland. Der thüringische AfD-Landesverband zeigt sich als besonders völkisch-nationalistisch…
Die Ignoranz gegenüber rechter Gewalt, wie sie sich auch in Thüringen zeigt, folgt einer langen Tradition. Die Verwobenheit von Neonazi-Strukturen mit (klein-)städtischen Gemeinwesen hat verheerende Folgen: Bewohner*innen decken rassistische Übergriffe oder befürworten sie sogar und die lokale Politik diskreditiert Widerstand gegen diese Zustände als ‚Nestbeschmutzung‘. Auch in Eisenach.
Deshalb werfen wir an diesem Ort beispielhaft ein Schlaglicht auf die Realitäten der deutschen ‚Volksgemeinschaft‘. Wir wollen aufmerksam machen auf die zahlreichen neonazistischen Gewalttaten der letzten Jahre. Und wir wollen auf eine Stadt zeigen, in der solche Übergriffe heruntergespielt und stattdessen Neonazis hofiert werden. Unser Ziel ist es, die rechte Hegemonie in Eisenach anzugreifen, die engagierten Antifaschist*innen vor Ort zu unterstützen und aufzuzeigen, was an vielen Orten in Deutschland Realität ist.
Das Bündnis Irgendwo in Deutschland ruft alle Antifaschist*innen dazu auf, am Samstag den 16.03.2019 nach Eisenach zu kommen!
Gegen die deutschen Zustände, in Eisenach und überall! Gegen die autoritäre Formierung!
Gemeinsame Anreise:
Erfurt
Zugtreffpunkt: 13.30 Uhr Hauptbahnhof
Leipzig
Zugtreffpunkt: 10.45 Uhr Hauptbahnhof am Infopunkt
Weiterlesen: https://irgendwoindeutschland.org/16-maerz-eisenach/

09. November 2018 – 80 Jahre Pogromnacht


Am 09. November 2018 jährten sich die Pogromnacht von 1938 zum 80. Mal. In ganz Deutschland wurden an diesem Tag Synagogen niedergebrannt, jüdische Geschäfte geplündert und zahllose Menschen verschleppt und ermordet. Der 09. November 1938 bildete den ersten Höhepunkt des sich anbahnenden, ungeheuerlichen Zivilisationsbruchs, der Shoa. In den folgenden Jahren bis zum Ende der NS-Herrschaft kamen etwa 6 Millionen Menschen jüdischen Glaubens durch die Nazis zu Tode.
Wir, einige junge Menschen vom Verein Siebenhitze e.V., haben diesen traurigen Anlass genutzt, um die vier in Greiz verlegten Stolpersteine zu säubern und mit weißen Rosen, einem wichtigen Symbol des Widerstands gegen den Nationalsozialismus, an die Opfer zu erinnern.

In Greiz lebten relativ wenig jüdische Mitbürger. 1933 hat es laut Hartmut Flach (1) in Greiz vermutlich 44 Juden gegeben. Es gab keine eigenständige jüdische Gemeinde, keine Synagoge und keinen jüdischen Friedhof. Die Greizer Einwohner jüdischen Glaubens waren in die jüdische Gemeinde in Gera integriert (2).
Bereits im April 1934 zogen vor jüdischen Geschäften in Greiz SA-Wachen auf, um den Boykottaufrufen der NS-Regierung Nachdruck zu verleihen (3). In den folgenden Jahren verließen viele jüdische Bürger, die nicht nur von den Nazis sondern von der Stadtgesellschaft ausgegrenzt und isoliert wurden, die Stadt. In der Nacht vom 09.11. auf den 10.11.1938 wurden auch in Greiz die verbliebenen jüdischen Geschäfte geplündert. Karl Wiesenthal, der in der Thomasstraße ein Bekleidungsgeschäft besaß, floh mit Familie nach New York. Hans und Hilde Kramer, Teilhaber der Kammgarnweberei Müller & Kramer entkamen zwar den Pogromen in Greiz, wurden jedoch 1942 bei Nizza festgenommen, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Die Weberei Samuel Schwarz und Söhne wurde 1939 enteignet und „arisiert“, d.h. in die Hände deutschstämmiger Besitzer übergeben und firmierte fortan als Otto Ohlwein GmbH.(4) Weitere Geschäfte, die den Repressalien des NS-Regimes ausgesetzt waren, unter Wert zwangsverkauft oder enteignet und somit „arisiert“ wurden, waren das Schuhwarenhaus Goldmann auf dem Markt, das Kaufhaus Heinrich Tietz auf dem Puschkinplatz, das Warenkredithaus Laßmann in der Brückenstraße, die HNO-Praxis von Dr. Alexander Rosenbaum in der Carolinenstraße, das Schuhgeschäft Recher in der Brückenstraße, das Schnellbesohlungsgeschäft Reisler sowie die Weberei Berglas im Papiermühlenweg.(1) Für 1939 wird die Anzahl jüdischer Einwohner in Greiz mit 0 angegeben. (4)
Aus Greiz sind umgekommen:
Emilie Arnstein geb. Heller (1896).
Sigrid Chraplewski (1923)
Hans Cohn (1896)
Margarete Fickel geb. Cohn (1896)
Dora Flom (1906)
Klara Klemm geb. Heit (1905)
Helene Krämer geb. Berl (1897)
Hans Kramer (1893)
Hilde Kramer (1900)
Olga Lilienthal geb. Schneider (1866)
Julie Popper geb. Knöpfelmacher (1866)
Baruch Reisler (1894)
Max Reisler (1910)
Gertrud Zellner (1890).
Am 18. Oktober 2011 wurden in Greiz vier Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Hilde und Hans Kramer (Gartenweg 7), Julie Popper (Kugelacker 27) und Dora Weigel (Südstraße 6, hat mehrere KZ schwer verletzt überlebt). (2)

Wir wollen auch daran erinnern, dass diese Verbrechen nicht mit Ermordungen und Gaskammern begannen, sondern mit dem Ausspielen von verschiedenen Gruppen gegeneinander. Mit dem Gerede von Boden und Blut. Mit völkischem Denken. Mit Nationalismus. Den Verbrechen der Nationalsozialisten gingen die geistigen Brandstifter voraus, die Gruppen von Menschen zu „Volksfeinden“ erklärten, die die Mitglieder dieser gesellschaftlichen Gruppen gezielt entmenschlichten und mit Hass und Hetze den Boden bereiteten für die Taten, die darauf folgten.
Auch heute gibt es wieder Menschen, Gruppen und Politiker, deren Vokabular sich zwar verändert hat, deren Denken aber wieder das Selbe ist. Für diese sind „die westlichen Werte“, also beispielsweise Menschenrechte und Demokratie „aufgeblasener Werteschaum“.(5) Man fordert Schluss zu machen mit dem „westlich-dekadenten Liberalismus“ und will eine „eine fordernde und fördernde politische Elite“ bilden, das „Volk“ führen lassen von einer „starken Persönlichkeit“.(5) Autoritär, völkisch und in letzter Konsequenz faschistisch ist das Denken dieser Menschen, die heute in allen Landtagen und im Bundestag vertreten sind. In offen rechtsradikalem Ton wird der Kampf gegen den angeblichen „Volkstod durch den Bevölkerungsaustausch“(5) herbei geredet, man greift damit zurück auf einen biologistischen Volksbegriff, der ein zentrales Merkmal der faschistischen Idee ist. Als Folge sind Angriffe auf Migranten und politische Gegner mittlerweile an der Tagesordnung. Es ist der Thüringer AfD-Chef Bernd Höcke, der von einem „Aderlass“ spricht und ankündigt, dass diejenigen Deutschen, die seinen politischen Projekten nicht zustimmen, aus Höckes Deutschland ausgeschlossen werden sollen. Auf welche Art und Weise dieser „Aderlass“ erfolgen soll, bleibt nebulös. Dem geschichtsinteressierten Menschen treten die Optionen Migration, Entrechtung, Kriminalisierung oder Liquidierung vors innere Auge.(5)
Auch die Forderung einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“ (6) oder die Behauptung Gaulands „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“ (7), zeigen, wie gefährlich und rückwärtsgewandt sich etablierte Politker wieder äußern. Spätestens bei Höckes Ausspruch „Christentum und Judentum stellen einen Antagonismus dar“ (8), sollte klar werden, dass es auch mit dem Antisemitismus bei den völkischen Nationalisten nicht weit her ist.

Wir halten es mit Primo Levi:
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“
Und daraus kann nur folgen, dass es heute wichtiger ist als jemals zuvor seit dem Ende des zweiten Weltkrieges, sich den Verbrechen der historischen Faschisten zu erinnern, die Erinnerung als Mahnung zu begreifen, Verantwortung zu übernehmen und den heutigen Nationalisten, Faschisten, Rassisten, Antisemiten und Geschichtsverdrehern deutlich zu widersprechen, ihnen entgegen zu treten und in letzter Konsequenz ihnen das Handwerk zu legen.

Quellen:
(1) OTZ Vortrag von Hartmut Flach über jüdische Schicksale in Greiz, 01. September 2011
https://zeulenroda.otz.de/web/zeulenroda/startseite/detail/-/specific/Vortrag-ueber-juedische-Schicksale-in-Greiz-1671019534
(2) Alemannia-Judaica – Gera mit Greiz und Weida (Kreisstadt, Thüringen) – Jüdische Geschichte / Synagoge, 2018
http://www.alemannia-judaica.de/gera_synagoge.htm
(3) Vom Leben und Sterben – dem Kommen und Gehen (2009)
http://elsterpiraten.blogsport.de/2009/11/08/vom-leben-sterben-dem-kommen-und-gehen/
(4) Greiz – Gründerzeit – Villa Schwarz, Dezember 2013
http://www.greiz-gruenderzeit.de/index.php?option=com_content&task=view&id=33&Itemid=36
(5) Telepolis / heise – Bernd Höcke droht mit „Dunkeldeutschland“, 12. Oktober 2018, Meinhard Creydt
https://www.heise.de/tp/features/Bjoern-Hoecke-droht-mit-Dunkeldeutschland-4186178.html?seite=all
(6) Andreas Kemper – Auschnitte aus einer Rede von Bernd Höcke: „dämliche Erinnerungskultur“, 18. Januar 2017

Höcke: „dämliche Erinnerungskultur“


(7) Welt – Gauland bezeichnet NS-Zeit als „Vogelschiss in der Geschichte“, 02.06.2018
https://www.welt.de/politik/deutschland/article176912600/AfD-Chef-Gauland-bezeichnet-NS-Zeit-als-Vogelschiss-in-der-Geschichte.html
(8) Focus.de – Bernd Höcke – Acht Zitate zeigen, wie gefährlich der AfD-Rechtsaußen wirklich ist, 24.01.2017
https://www.focus.de/politik/deutschland/bjoern-hoecke-sieben-zitate-zeigen-wie-gefaehrlich-der-afd-rechtsaussen-wirklich-ist_id_6536746.html

14.08.18 – 20 Uhr – Rechte Szene in Greiz und Umgebung – Infoveranstaltung und Diskussion

Kein Bock auf Nazis
Rechte Aufmärsche, Hetze in den sozialen Medien und verbale wie körperliche Übergriffe durch Neonazis und andere Rechte gehören in Deutschland zum traurigen Alltag. Extrem rechte Parteien, Bewegungen, Initiativen und Personen versuchen, die Alltagskultur und die gesellschaftlichen Diskurse zu bestimmen. Auch in unserer Region gibt es immer wieder Aktionen, Feste, Konzerte und andere Aktivitäten der rechten Szene.
Mobit e.V. bietet einen Überblick über die Aktivitäten, Strategien und Strukturen der extremen Rechten in Greiz und Umgebung, im Vogtland, in Ostthüringen. Welche Organisationen gibt es, wie treten sie auf und was propagieren sie? Wer sind ihre Wortführer und welche Gefahren gehen von ihnen aus? Wie kann man darauf reagieren und welche Gegenstrategien bieten sich an?
Diese und andere Fragen wollen wir gemeinsam beleuchten und diskutieren.
14.08.18 – 20 Uhr – Siebenhitze 51 – Greiz
Ausschlussklausel:
Entsprechend § 6 Abs. 1 Versammlungsgesetz sind Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, von der Veranstaltung ausgeschlossen.